Übersicht
"Erste & Dritte Welt in einem Land?!" Diese Karikatur soll vor allem die in Südafrika vorherrschenden
sozialen Disparitäten sowie deren Folgen verdeutlichen.
Das folgende Säulendiagramm stellt die Entwicklung dieses Ost-West-Gefälles dar:
Insgesamt hat zwischen 1996 und 2001 in allen Staaten Südafrikas ein BV-Anstieg stattgefunden. In Kwazulu-Natal ist die BV-Zahl um 1/10 und in Gauteng sogar um 1/5 angestiegen. Einzig die BV-Zahl in Nord-Kap ist rückläufig; dies ist vermutlich auf die räumlichen Disparitäten zurückzuführen, da der attraktivere Osten die Menschen zur Migration bewegt.
Das Bevölkerungsdiagramm nimmt in der Altersstufe der 10-14 Jährigen bis hin zu der der 85 Jährigen und Älteren die Form einer für Entwicklungsländer typischen Pyramide an. Der hierdurch angezeigte BV-Boom birgt eine Reihe von Problemen wie zum Beispiel Seuchengefahr, Unterernährung und Armut. Es ist jedoch deutlich erkennbar, dass in den letzten zehn Jahren ein leichter Rückgang der Wachstumsziffer vorlag, der langfristig zu einer Verbesserung der Lebensbedingung führen könnte.
Neben der bereits angesprochenen BV-Dichte, Verteilung und Entwicklung ist auch die BV-Struktur Südafrikas bemerkenswert: so sind fast 4/5 aller Südafrikaner Schwarze, lediglich jeder Zehnte ist weiß. Unter Berücksichtigung der im Zuge der Apartheid geschaffenen Sozialstrukturen könnte diese BV-Aufteilung zu weiteren Problemen wie zum Beispiel Aufstände führen.
Armut und Reichtum
In Südafrika herrscht ein extremer Gegensatz zwischen arm und reich. So lebt ein Großteil der Bevölkerung in Slums: die Menschen haben weder Strom noch sauberes Trinkwasser und wohnen in Wellblechhütten. Die meisten derer, die unter diesen menschenunwürdigen Bedingungen leben müssen, sind schwarz. Auf der anderen Seite können sich nur sehr wenige, größtenteils Weiße, Luxus erlauben. Um diesen Gegensatz näher zu beleuchten, sehen wir uns die Einkommensklassen nach BV-Gruppen an:
Es ist ablesbar, dass 3/5 der weißen Männer mit einem
Monatseinkommen von 3501 Rand und mehr zu den Besserverdienern gehören.
Dieser Anteil beträgt bei den Schwarzen gerade einmal 5%; dafür verdient
1/4 lediglich weniger als 500 Rand. Beachtet man, dass ein Rand nur 0,09 €
entspricht und 500 Rand also nur 45 € sind, so wird deutlich, dass dieser
relativ große Anteil der schwarzen Bevölkerung gezwungen ist, am
bzw. unter dem Existenzminimum zu leben. Bildung
Eine mögliche Ursache für die schlechten Einkommensverhältnisse in der schwarzen BV könnte mangelhafte Bildung sein. So hatte 1996 über 1/3 aller Südafrikaner nur unzureichende Bildung, d.h. es wurde entweder gar keine Schule besucht oder der Grundschulaufenthalt wurde vorzeitig abgebrochen. Des weiteren absolvierten gerade einmal 6% die Hochschule. Insgesamt gesehen hat sich die Situation bis 2001 zwar leicht verbessert, ist jedoch immer noch relativ bedenklich. Nach der Betrachtung der allgemeinen Bildungssituation gehen wir jetzt über zur Betrachtung der Bildungssituation innerhalb der einzelnen BV-Gruppen:
Arbeitslosigkeit Erweiterte Definition: erwerbsfähige BV, die weder im formellen noch im informellen Sektor Arbeit hat.
Da unzulängliche Bildung eine der Hauptursachen für Arbeitslosigkeit ist, liegt es nahe, dass große Teile der schwarzen BV (2/5) arbeitslos sind. Auffällig ist, dass vor allem schwarze Frauen von dieser Massenarbeitslosigkeit betroffen sind.
Kriminalität
Es ist zu vermuten, dass aufgrund der mangelnden Bildung, der daraus resultierenden Massenarbeitslosigkeit und der damit verbundenen Armut eine erhöhte Bereitschaft zu kriminellen Handlungen vorliegt. Zwischen 1990 und 1997 ist die Anzahl der Delikte insgesamt angestiegen, wobei der Anteil der Hauseinbrüche mit 3/4 durchgängig hoch war.
Krankheiten & Seuchen
Neben Aids sind in Südafrika Cholera, Malaria und Tuberkulose weit verbreitete Krankheiten. Von 1999 bis 2001 ist sowohl die Anzahl der mit Tuberkulose Infizierten wie auch die der Tuberkulose-Todesfälle angestiegen. Bis zum Jahr 2002 ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Damit zeichnet sich zwar eine leichte Verbesserung ab, dennoch liegen immer noch katastrophale Zustände im Gesundheitswesen vor (90000 Tuberkulose-Kranke). Diese verheerende Situation spiegelt sich auch in der Kindersterblichkeit von Südafrika wider, welche vor allem den schwarzen Teil der BV betrifft:
1% aller weißen Kinder sterben, bevor sie das erste Lebensjahr vollendet haben. Bei den Schwarzen sind es fünfmal soviele. Auch die Sterberate der 1-5 Jährigen ist bei den Schwarzen um 1,3 Prozentpunkte höher als bei den Weißen.
Die eben beschriebenen Probleme wie mangelnde Bildung, Arbeitslosigkeit und Schwächen im Gesundheitssystem sind vor allem in den ländlichen Gebieten feststellbar. In der Hoffnung auf bessere Lebensverhältnisse zieht es daher viele Menschen in die metropolitanen Gebiete. Diese Entwicklung dokumentiert sich an der kontinuierlich zunehmenden Verstädterungsquote: von 1946 ist der Anteil der urbanen BV in den folgenden 54 Jahren um 25,40 Prozentpunkte angestiegen und betrug somit im Jahr 2000 mehr als 3/5.
Die Hauptziele der intraregionalen Wanderungsbewegungen liegen zum einen in Gauteng, aber auch in Kapstadt. Viele Menschen erhoffen sich von diesen Zuwanderungszentren vor allem Arbeit; daher strömen nach Gauteng viele Flüchtlinge aus dem NO sowie Wanderarbeite aus Lesotho, Swasiland und Mosambik.
Zusammenfassung Die Nachwirkungen der Apartheid zeigen sich heute immer noch in extremen Disparitäten zwischen Schwarzen und Weißen. Auf der Grundlage einer unzureichenden Bildung stellt besonders die Arbeitslosigkeit für einen Großteil der schwarzen BV ein schwerwiegendes Problem dar: oftmals resultieren Armut und miserable Lebensverhältnisse, welche Krankheiten und Seuchen begünstigen. Überdies fehlt das Geld für eine höhere Schulausbildung, die es den Menschen ermöglichen würde, dieser Situation zu entkommen. Einen anderen Weg, der Arbeitslosigkeit zu entkommen, sehen viele darin, in die Städte zu migrieren, um dort von dem größeren Stellenangebot, der besseren sozialen und Verkehrsinfrastruktur zu profitieren. Zwar hat sich seit der Abschaffung der Apartheid in der Sozialstruktur des gesamten Landes einiges geändert, dennoch sind die Probleme weiterhin gravierend.
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