Datenschutz, Impressum

 

Übersicht

1) Demographische Struktur

2) Soziale Struktur

3) Räumliche Mobilität

 

 

 

"Erste & Dritte Welt in einem Land?!"

Diese Karikatur soll vor allem die in Südafrika vorherrschenden sozialen Disparitäten sowie deren Folgen verdeutlichen.
Dargestellt sind Menschen bei unterschiedlichen Tätigkeiten, in unterschiedlichen Lebenslagen im Land Südafrika (Karte von Südafrika!). Hierbei sollte jedoch sofort ins Auge fallen - wie bereits durch den Titel der Karikatur angedeutet, dass es zwei getrennte Bereiche gibt: den der Weißen, die gut gekleidet den Luxus reichlich guten Essens genießen und sich von der Arbeit mit ihrer High-Tech Ausrüstung ausruhen können und den wesentlich größeren Bereich der Schwarzen. Die schwarzen Menschen müssen jedoch auf jeglichen Komfort verzichten, sind im Gegenteil gebeutelt von Krankheiten und Seuchen, Hunger, Armut, Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Zukunftsängsten. Der große Kinderreichtum der meisten Familien könnte eine wichtige Ursache für ihre Armut sein, da in den seltensten Fällen eine wirkliche Familienplanung vorliegt.
Kommen wir nun zu den beiden, unserer Meinung nach, wichtigsten Folgen, mit denen wir uns auch im Weiteren noch eingehender beschäftigen wollen: Urbanisierung und eine Forcierung der Arbeit im informellen Sektor. Die Urbanisierung kommt vor allem durch die Hoffnungen der Menschen auf Arbeit und bessere Lebensbedingungen in den Städten zustande. Da sie auf dem Land neben der Landwirtschaft wenig Erwerbsmöglichkeiten und auch keine gut ausgebaute weder soziale noch Verkehrsinfrastruktur haben, zieht es vor allem junge Leute in die großen Metropolen. Eine andere Reaktion auf Arbeits- und Chancenlosigkeit ist eine Tätigkeit im informellen Sektor, da hier keine Steuern und keine Anpassung an staatliche Vorgaben zwingend sind.

 

1) Demographische Struktur


Quelle: Südafrika, Perthes Länderprofile, Klett 1998 S. 83 (bearbeitet)


Südafrika ist das am dichtesten bevölkerte Land im südlichen Afrika. 1/3 der Bevölkerung lebt in den beiden kleinsten Staaten des Landes, Gauteng und Kwazulu-Natal. Daraus ergeben sich hohe Einwohnerdichten von 90 - 100 Einwohnern pro km² in Kwazulu-Natal und von sogar 380 Ew./km² in Gauteng. Vergleicht man diese relativ hohen Werte dieser beiden östlich gelegenen Staaten mit dem Weststaat Nord-Kap, dessen Einwohnerdichte gerade einmal zwei bis fünf Einwohner pro km² beträgt, so ergibt sich ein markanter Ost-West-Gegensatz. Dieser Gegensatz könnte ein Resultat der starken naturräumlichen Ungunst im Westen Südafrikas sein.

Das folgende Säulendiagramm stellt die Entwicklung dieses Ost-West-Gefälles dar:


Quelle: „Census key results“, 2001, S.4 (bearbeitet)

Insgesamt hat zwischen 1996 und 2001 in allen Staaten Südafrikas ein BV-Anstieg stattgefunden. In Kwazulu-Natal ist die BV-Zahl um 1/10 und in Gauteng sogar um 1/5 angestiegen. Einzig die BV-Zahl in Nord-Kap ist rückläufig; dies ist vermutlich auf die räumlichen Disparitäten zurückzuführen, da der attraktivere Osten die Menschen zur Migration bewegt.

 


Quelle: Census in brief, 2001 S.30 (bearbeitet)

 

Das Bevölkerungsdiagramm nimmt in der Altersstufe der 10-14 Jährigen bis hin zu der der 85 Jährigen und Älteren die Form einer für Entwicklungsländer typischen Pyramide an. Der hierdurch angezeigte BV-Boom birgt eine Reihe von Problemen wie zum Beispiel Seuchengefahr, Unterernährung und Armut. Es ist jedoch deutlich erkennbar, dass in den letzten zehn Jahren ein leichter Rückgang der Wachstumsziffer vorlag, der langfristig zu einer Verbesserung der Lebensbedingung führen könnte.

 


Quelle: www.statssa.gov.za, Census 2001, S.13 (bearbeitet)

 

Neben der bereits angesprochenen BV-Dichte, Verteilung und Entwicklung ist auch die BV-Struktur Südafrikas bemerkenswert: so sind fast 4/5 aller Südafrikaner Schwarze, lediglich jeder Zehnte ist weiß. Unter Berücksichtigung der im Zuge der Apartheid geschaffenen Sozialstrukturen könnte diese BV-Aufteilung zu weiteren Problemen wie zum Beispiel Aufstände führen.

 

 

2) Soziale Struktur

Armut und Reichtum

Quelle: Südafrika, Perthes Länderprofile, Klett 1996 S.354/355

In Südafrika herrscht ein extremer Gegensatz zwischen arm und reich. So lebt ein Großteil der Bevölkerung in Slums: die Menschen haben weder Strom noch sauberes Trinkwasser und wohnen in Wellblechhütten. Die meisten derer, die unter diesen menschenunwürdigen Bedingungen leben müssen, sind schwarz. Auf der anderen Seite können sich nur sehr wenige, größtenteils Weiße, Luxus erlauben.

Um diesen Gegensatz näher zu beleuchten, sehen wir uns die Einkommensklassen nach BV-Gruppen an:

Einkommensklassen (Monatseinkommen in Rand) in % der Beschäftigten
Männer
Frauen
Quelle: Südafrika, Perthes Länderprofile, Klett 1996 S.105 (bearbeitet)

Es ist ablesbar, dass 3/5 der weißen Männer mit einem Monatseinkommen von 3501 Rand und mehr zu den Besserverdienern gehören. Dieser Anteil beträgt bei den Schwarzen gerade einmal 5%; dafür verdient 1/4 lediglich weniger als 500 Rand. Beachtet man, dass ein Rand nur 0,09 € entspricht und 500 Rand also nur 45 € sind, so wird deutlich, dass dieser relativ große Anteil der schwarzen Bevölkerung gezwungen ist, am bzw. unter dem Existenzminimum zu leben.
Bei den Frauen ist dieser Einkommensunterschied noch drastischer: so befindet sich mehr als die Hälfte der schwarzen Frauen in der untersten Gehaltsklasse bis 500 Rand.

Bildung


Quelle: www.statssa.gov.za Census key results 2001, S.6 (bearbeitet)

Eine mögliche Ursache für die schlechten Einkommensverhältnisse in der schwarzen BV könnte mangelhafte Bildung sein. So hatte 1996 über 1/3 aller Südafrikaner nur unzureichende Bildung, d.h. es wurde entweder gar keine Schule besucht oder der Grundschulaufenthalt wurde vorzeitig abgebrochen. Des weiteren absolvierten gerade einmal 6% die Hochschule. Insgesamt gesehen hat sich die Situation bis 2001 zwar leicht verbessert, ist jedoch immer noch relativ bedenklich.

Nach der Betrachtung der allgemeinen Bildungssituation gehen wir jetzt über zur Betrachtung der Bildungssituation innerhalb der einzelnen BV-Gruppen:

Mittlere Dauer des Schulbesuchs
Analphabetenquote
Quelle: Südafrika, Perthes Länderprofile, Klett 1999 S.117 (bearbeitet)
Das Balkendiagramm von 1999 stellt dar, dass im Durchschnitt ein weißes Kind doppelt so lange zur Schule geht wie ein schwarzes Kind (ca.11 Jahre). So ist es nicht verwunderlich, dass mehr als 1/5 aller Schwarzen Analphabeten sind. Bei den Weißen sind es nur 0,48%.

 

Arbeitslosigkeit

Erweiterte Definition: erwerbsfähige BV, die weder im formellen noch im informellen Sektor Arbeit hat.


Quelle: Südafrika, Perthes Länderprofile, Klett 1999 S. 110 (bearbeitet)

 

Da unzulängliche Bildung eine der Hauptursachen für Arbeitslosigkeit ist, liegt es nahe, dass große Teile der schwarzen BV (2/5) arbeitslos sind. Auffällig ist, dass vor allem schwarze Frauen von dieser Massenarbeitslosigkeit betroffen sind.

 

Kriminalität


Quelle: Südafrika, Perthes Länderprofile, Klett 1999 S. 112 (bearbeitet)

 

Es ist zu vermuten, dass aufgrund der mangelnden Bildung, der daraus resultierenden Massenarbeitslosigkeit und der damit verbundenen Armut eine erhöhte Bereitschaft zu kriminellen Handlungen vorliegt. Zwischen 1990 und 1997 ist die Anzahl der Delikte insgesamt angestiegen, wobei der Anteil der Hauseinbrüche mit 3/4 durchgängig hoch war.

 

Krankheiten & Seuchen

Die unzureichende Ausbildung und die dadurch fehlende Aufklärung sowie eine gewisse aus den Jahren der Apartheid stammende Skepsis gegenüber staatlichem Ratschlag begünstigen die Verbreitung von Seuchen wie Aids und anderen Krankheiten innerhalb der BV.
So war 1999 schon jeder zehnte Südafrikaner mit Aids infiziert und Prognosen besagten, dass bis 2001 mindestens 1/5 aller Arbeitskräfte von diesem Virus befallen sein würden. 1998 starben etwa 140000 Südafrikaner an Aids und die durchschnittliche Lebensdauer ist somit von 65 auf 56 Jahre gesunken. Damit ist Südafrika eines der vier Länder der Welt, in denen sich Aids am schnellsten verbreitet.

 

Krankheitsfälle
Todesfälle
Quelle: www.doh.gov.za/facts/index.html

Neben Aids sind in Südafrika Cholera, Malaria und Tuberkulose weit verbreitete Krankheiten. Von 1999 bis 2001 ist sowohl die Anzahl der mit Tuberkulose Infizierten wie auch die der Tuberkulose-Todesfälle angestiegen. Bis zum Jahr 2002 ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Damit zeichnet sich zwar eine leichte Verbesserung ab, dennoch liegen immer noch katastrophale Zustände im Gesundheitswesen vor (90000 Tuberkulose-Kranke).

Diese verheerende Situation spiegelt sich auch in der Kindersterblichkeit von Südafrika wider, welche vor allem den schwarzen Teil der BV betrifft:


Quelle: www.doh.gov.za/facts/index.html (S.100)

 

1% aller weißen Kinder sterben, bevor sie das erste Lebensjahr vollendet haben. Bei den Schwarzen sind es fünfmal soviele. Auch die Sterberate der 1-5 Jährigen ist bei den Schwarzen um 1,3 Prozentpunkte höher als bei den Weißen.

 

 

3) Räumliche Mobilität


Quelle: Südafrika, Perthes Länderprofile, Klett 1999 S.209 (bearbeitet)

Die eben beschriebenen Probleme wie mangelnde Bildung, Arbeitslosigkeit und Schwächen im Gesundheitssystem sind vor allem in den ländlichen Gebieten feststellbar. In der Hoffnung auf bessere Lebensverhältnisse zieht es daher viele Menschen in die metropolitanen Gebiete. Diese Entwicklung dokumentiert sich an der kontinuierlich zunehmenden Verstädterungsquote: von 1946 ist der Anteil der urbanen BV in den folgenden 54 Jahren um 25,40 Prozentpunkte angestiegen und betrug somit im Jahr 2000 mehr als 3/5.


Quelle: Südafrika, Perthes Länderprofile, Klett 1999 S.123 (bearbeitet)

 

Die Hauptziele der intraregionalen Wanderungsbewegungen liegen zum einen in Gauteng, aber auch in Kapstadt. Viele Menschen erhoffen sich von diesen Zuwanderungszentren vor allem Arbeit; daher strömen nach Gauteng viele Flüchtlinge aus dem NO sowie Wanderarbeite aus Lesotho, Swasiland und Mosambik.

 

 

Zusammenfassung

Die Nachwirkungen der Apartheid zeigen sich heute immer noch in extremen Disparitäten zwischen Schwarzen und Weißen. Auf der Grundlage einer unzureichenden Bildung stellt besonders die Arbeitslosigkeit für einen Großteil der schwarzen BV ein schwerwiegendes Problem dar: oftmals resultieren Armut und miserable Lebensverhältnisse, welche Krankheiten und Seuchen begünstigen. Überdies fehlt das Geld für eine höhere Schulausbildung, die es den Menschen ermöglichen würde, dieser Situation zu entkommen. Einen anderen Weg, der Arbeitslosigkeit zu entkommen, sehen viele darin, in die Städte zu migrieren, um dort von dem größeren Stellenangebot, der besseren sozialen und Verkehrsinfrastruktur zu profitieren. Zwar hat sich seit der Abschaffung der Apartheid in der Sozialstruktur des gesamten Landes einiges geändert, dennoch sind die Probleme weiterhin gravierend.